Merry Joy Boyanne

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Autobiographie Maria, das Mädchen im Zug
Autobiographie Africa here I come
Das Rosenblütenmädchen
Tanger mit den Augen einer Frau
Los Angeles als Lichtermeer
Alle Herrlichkeit auf Erden
Eine Fremde unter Fremden
Auf den Spuren Hemingways
Die Riesenkrake
Central Park

Aus: Autobiographie, Prolog: Africa, here I come

Reiseroute: Palermo, Malta, Benghazi, Sahara, Harare, Johannesburg, Cape Town. Nachtflug über Afrika. Ich schaue in die Dunkelheit hinaus und blicke auf die Tragfläche.....
Obwohl dieses Leben nicht nur schön war, sondern oft schmerzlich, so sind doch die meisten Erlebnisse wie lebendige Bilder in mir haften geblieben........ --- Zum Seitenanfang ---


Aus: Autobiographie Maria, das Mädchen im Zug

[...] Ich habe ein abenteuerliches Leben in Afrika geführt und mich einer ganz anderen Kultur zuwenden müssen. Heute schätze ich mich glücklich, auf diese Jahre zurückblicken zu können und bin froh, sie erlebt zu haben. Damals war ich mir des Reichtums all meiner vielseitigen Erlebnisse nicht bewusst. Heute, nachdem ich weiß wie rapide sich Afrika verändert, wird mir klar, welche Schätze ich in Form von Erfahrungen und Abenteuern in mir trage...

[...]"Let's play," rief ich ihm zu und zog ihn hoch.
Ich freute mich, ihn überredet zu haben, mit mir zu kommen und es machte mir Spaß, wenn er mit mir spielte
"All right, little lady," antwortete Viga und machte mir ein Zeichen, den Gartenschlauch herzuholen und das Wasser aufzudrehen.
Dann begann er, aus roter Erde mit ein paar Tropfen Wasser, Figuren zu formen. Ich machte ihm mit Hilfe meiner Zeichensprache klar, er solle eine Familie machen und setzte mich zu ihm in die Hocke, genau wie er. Gebannt schaute ich zu, wie er mit seinen großen Händen einen Mann, eine Frau und zwei Kinder formte. Ich klatschte in die Hände und rief:"A family!"
"Yes, little lady, your family, so you are not alone now," sagte Viga und stellte die Figuren behutsam auf ein Brett in die Sonne.
Dann ergriff er den Schlauch, wässerte den Garten und sang dabei eine rhythmische Melodie. Ich tanzte um ihn herum und wartete, bis die Familie in der Sonne getrocknet war, nahm sie mit ins Haus und stellte sie neben mein Bett. Wenn ich einschlief, nahm ich mein Tuschi, drehte mich zu ihnen herum und schlief in der Gewissheit, eine Familie zu haben, seelenruhig ein.

[...] Stets nutzten wir die Zeit für ein kleines Gespräch, und ich zog dann wie immer meine Sandalen aus und ging barfuß neben ihm her. Meist trödelten wir auf dem Rückweg vom Klavierunterricht und legten immer eine Verschnaufpause im Schatten eines blühenden Flamboyantbaumes ein. So lagen wir abseits von einer Welt, die mir dies ausdrücklich verbat und genossen das verbotene Miteinander. Mir tat Vigas ruhige Art und Wärme sehr gut. Er behandelte mich wie ein Vater. Ich hatte Vertrauen zu ihm.
Ich erinnere mich, dass wir uns fast immer um ein und dasselbe Thema unterhielten, wobei unser Gespräch ungefähr so ablief:
"Viga how old are you?" fragte ich ihn.
"Oh, I am very old, little lady", antwortete er daraufhin.
"Where is your family?" wollte ich wissen.
"Little lady, they are very far away", entgegnete er wieder.
"I have a family too, I wait every day that they will come to me. I am sad. When I am with you, I am happy", erzählte ich und fasste strahlend nach seiner Hand.
"I too, little lady, you stay long time here?" wollte er nun wieder wissen.
"I don't know, Viga. I must wait, only wait", beantwortete ich seine Frage.
"Yes, little lady, I see, Viga will help you wait, all right?" sagte er freundlich, und seine ruhige Stimme tat mir so gut, dass ich ihn dankbar anschaute.

[...] Fünf Jahre nach meiner Scheidung saß ich an meinem Teppichrahmen und knüpfte immer noch einen Knoten nach dem anderen. Doch mit jedem Knoten, den ich knüpfte, wurde mein Widerwille, diese Arbeit fortzusetzen, ein wenig mehr genährt und schwoll zu einem großen "Ich will keine Penelope mehr sein" an.
Seit nunmehr zehn Jahren war ich mir mitunter wie Penelope vorgekommen, wenn ich an meinem von Antonio gezimmerten Teppichrahmen saß und meine Knüpfarbeit aufnahm, um einen Teppich zu beenden.
Nun, da sich die Knoten mit langen, unschönen Jahren weiterhin aufs Engste zu verknüpfen drohten, entschloß ich mich blitzartig, den vor fünf Jahren begonnenen Teppich nicht mehr zu beenden! Denn es würde bedeuten, etwas weiterzuführen, das ich mir damals aus Verzweiflung selbst beigebracht hatte, um in der Einsamkeit all meinen inneren Knoten einen Ausdruck und eine Flucht in etwas Eigenes, Buntes zu ermöglichen. Teppich knüpfen war eines der wenigen Dinge, die mir Antonio erlaubt hatte auszuüben. Entscheidend dabei war, dass ich das Haus nicht mehr als nötig verließ, nicht alleine unter Leute kam und meine Zeit nützlich anwendete, genauso, wie es damals zu Penelopes Zeiten üblich war. Somit hatte er mich durch eine gewisse Isolierung vortrefflich unter Kontrolle und wusste mich beschäftigt, wenn er Tage oder Wochen unterwegs war.
Nun, das wollte ich unter gar keinen Umständen mehr, aber ich benötigte etwas, das mir helfen würde, diesen Entschluss mit einem symbolischen Akt zu besiegeln.... --- Zum Seitenanfang ---


Aus: Das Rosenblütenmädchen

"So höret denn, Männer, Händler und Kameltreiber der Karawanserei von Marrakech la Rouge, der roten Stadt, scharet euch um mich, denn ich, der Märchenerzähler Sidi Farid, der einst dem Kalifen von El Kelaa de M'gouna gedient hat, werde euch Geschichten von anderen Menschen, anderen Orten und anderen Zeiten erzählen. Wie die Sklavin Nahema zum Rosenblütenmädchen und Angebeteten des Sohnes des Kalifen wurde. Wie sie sich mit tausend und abertausend Rosenknospen hat bedecken lassen und in Rosenwasser gebadet hat und was ihre Tochter Zohara für Abenteuer erlebte.
Allah sei gepriesen, auf, tapfere Männer, auf ins Land der Berber, Beduinen und Nomaden, denn die Wüste ist groß öde und gnadenlos. Wollt ihr ein paar Stunden im Reich der Märchen und Geschichten verleben, so setzet euch zu mir ans Feuer, lasset euch führen, von ihnen betören und lauschet als denn meinen Worten." [...]
Sidi Farid schlang seinen Burnus eng um seinen ausgemergelten Leib und stülpte sich die Kapuze über sein betagtes Haupt, da es ihn, trotz des Feuers und des heißen Tees, den er in kleinen Schlücken aus einem Glas in sich hineinschlürfte, fröstelte.[...]
Nun, da er bequem saß war er bereit, die Geschichte, die sich einst in dem Gehöft seines Herren zugetragen hatte, zu erzählen. Die sengende Sonne war soeben rotglühend am Horizont untergegangen, und in der Ferne hoben sich die schneebedeckten Gipfel des Atlas am dunkelblauen Himmel ab. Fahles Abendlicht wich allmählich der Dunkelheit. Ein trockener, eisiger Wind aus dem Gebirge fegte durch die Täler über die mit Gebüsch bewachsenen Hügel und die Ebene von Marrakech la Rouge und ließ selbst die erfahrensten Männer unter der Kälte erschauern. [...]
Als die Nacht kam, lagen oder hockten einige von ihnen mit untergeschlagenen Beinen, in ihre Burnusse gehüllt, da unter dem hell und mächtig leuchtenden Sternbild des Kreuz des Südens und lauschten in die feierliche Stille, die sich über das Lager gelegt hatte, hinein. Mit ausgebreiteten Armen stand da der Greis und warb um die Aufmerksamkeit all der Männer, die müde und abgekämpft von ihrem langen, beschwerlichen Ritt durch die Wüste um ihre Kamele bemüht waren und sie von ihren Lasten befreiten.
Als sich seine Augen an die nur von den Flammen erhellte Dunkelheit gewöhnt hatten, sprach er immer wieder dieselben Worte [...] in die Menge der Kameltreiber, Händler und Kaufleute hinein, bis sich eine stattliche Anzahl von Reisenden um ihn geschart hatte:
"Nun, einst vor vielen Jahren, als ich, Sidi Farid, Wärter am Hofe des Kalifen El Kelaa des M'gouna war, und meine Arbeit als Torhüter verrichtete, kam an einem brennend heißen Tag ein Mann, in einem schäbigen Burnus gekleidet und von gar stattlichem Wuchs, die vom heißen Sommerwind verbrannte Erdstraße entlang zu mir, als ich auf meinem Posten am Tor saß. Er pochte an das Tor. Ich schob den Riegel zurück, und das gewaltige Tor öffnete sich mit einem Quietschen. Als ich ihm einige Dirhams in den Staub der Straße zuwarf, rief er mit müder Stimme nach dem Wärter und umfasste dabei die zierliche Hand eines kleinen Mädchens, dessen knöchellanger Rock sich um ihre schlanke Gestalt schmiegte. Barfuss und nur in einen Schal gehüllt stand sie vor mir. Verwundert hieß ich den Mann mit dem von der Sonne gegerbten Gesicht eintreten und ihm mir sein Vorhaben vortragen..... --- Zum Seitenanfang ---


Aus: Tanger mit den Augen einer Frau

Ich erwache, als der Tag sich erhebt. Zarte Nebelschleier liegen über der Stadt, die die aufgehende Sonne schnell hinwegleckt...... --- Zum Seitenanfang ---


Aus: Los Angeles als Lichtermeer

Der Flug des Jumbos führte mich über die endlos lange Kette der Anden. Ich saß gebannt da und schaute aus zehntausend Meter Höhe auf die faltigen Berge..... --- Zum Seitenanfang ---


Aus: Alle Herrlichkeit auf Erden

Wenn er nicht gerade mit Post aus Ouagadougou, Moskau, Manila oder sonst wo zurückkam, flog er mit seinen “Top Secret” Postsäcken, die er nicht eine Minute aus den Augen lassen durfte..... --- Zum Seitenanfang ---


Aus: Eine Fremde unter Fremden

.......Darf ich als dazugekommene Deutsche den Deutschen folgenden Rat geben:
Mit einem gesunden Maß an Flexibilität, Einfühlungsvermögen, Spontaneität, Pioniergeist, Improvisationsvermögen, gepaart mit einigen Gramm weniger der Strenge, des Gehorsams, des Egoismusses und des Perfektionsfimmels, dazu beizutragen, einen Aus-Länder sich hier wohlfühlen zu lassen. --- Zum Seitenanfang ---


Aus: Auf den Spuren Hemingways

....Im "Complete Angler", das Hemingway einst als Absteigequartier gedient hatte und nunmehr zu Bar und Museum ungewandelt ist, angekommen, zeigen eine Fülle von Bildern und Büchern hinter Glas, die dort in ehemaligen Räumen zur Schau stehen, liegen und die Wände füllen, Hemingway als Schriftsteller, Großwildjäger und vor allen Dingen als Big Game Fish Angler. Mal jung, middleaged, alt, mal mit, mal ohne Vollbart aber immer ist er derselbe vitale, stets, braungebrannte, abenteuerlustige Hemingway, der Fische von ungewöhnlicher Größe, mit Preisen prämiert, der Länge nach als Trophäe in die Luft hebt und sich seiner Maße rühmt.
Ich bin sprachlos über die Vielfalt der Fotos und über Hemingways angebliche Sucht nach Abenteuern.
Doch verstand ich sehr wohl, was ihn dazu trieb: Er brauchte erlebtes Leben, um darüber schreiben zu können!
Mir ging es ebenso. Ich wünschte mir in diesem Moment nichts anderes als einmal eine Hemingwayress zu werden. --- Zum Seitenanfang ---


Aus: Die Riesenkrake

.....Kaum merkt der Mensch, dass er zum Opfer geworden, in eine gefährliche Falle geraten ist, so beginnt er, gefangen und in höchster Not, wohlwissend, dass es sein Todesurteil bedeuten würde, sich aus der Umklammerung der Tentakel zu lösen. Das ist der Moment, in dem die Riesenkrake sich mit ihren Saugnäpfen fest and das Fleisch des nackten Körpers saugt und ihren Griff unlösbar macht. Atemlos und vom Meerwasser völlig unterkühlt, lässt der Mensch aus seiner ganzen Verzweiflung, dem Tode so nah zu sein, für einen Augenblick zu, dass er der Umarmung des Ungeheuers macht- und schutzlos ausgesetzt ist. --- Zum Seitenanfang ---


Aus: Central Park

Eingerahmt von zackigen Konturen einer Modern Age Architektur, grauer Betonklötze, den sogenannten Skyscrapers, erstreckte sich der Central Park bis hin zum  Horizont vor mir. Im Sommer musste er ein einziger grüner Teppich sein, doch jetzt im Winter standen die kahlen Kuppen der Bäume, mit graubraunem Geäst, einer neben dem anderen, zu Tausenden da und sich blickte auf das Wunder übriggebliebener Natur inmitten dieser Millionmetropole.
New York, die Stadt, die sich aus so vielem u.a. Straßenschluchten, Skyscrapers, Cabs, Menschenmassen jeglicher Art, Menschenrassen um so mehr und ganz besonders viel eigenem Flair zusammensetzte........
Ich hatte einmal den Himmel über dem Central Park lichterloh in Flammen erlebt. Sprachlos vor Staunen stand ich da, meinen Sohn an der Hand, den Kopf zurückgewandt, und bewunderte das Geflimmer, das mir in ewiger Erinnerung bleiben sollte. Tausend Sterne fielen auf mich nieder. Zauberstäbe glühten unmittelbar über mir auf, und es hieß, dass eine Feuerwerksfirma pleite gemacht hätte und dass alles, was sie noch in Kisten und Kästen hätten, an diesem erinnerungsreichen Silvesterabend in die Luft gejagt werden sollte. Nach dreißig Minuten war dann der gesamte Central Park wieder in Dunkel getaucht und lag in Schweigen da. --- Zum Seitenanfang ---